16.10.22
PIWIS sind auf dem Vormarsch
PIWIS sind auf dem Vormarsch
Der Begriff „PiWi“ steht für pilzwiderstandsfähige Rebsorten,
die eine besonders starke Widerstandskraft gegen die Rebkrankheiten Echter und
Falscher Mehltau aufweisen. Beide Pilzkrankheiten wurden im 19. Jahrhundert mit
Wildreben aus Amerika eingeschleppt und haben sich seitdem im europäischen
Weinbau festgesetzt. Durch die klassische Kreuzung amerikanischer oder
asiatischen Wildreben, die eine natürliche Resistenz gegen die Krankheiten
besitzen, mit europäischen Weinreben (Vitis Vinifera), die für hohe Weinqualitäten
stehen, konnten in den letzten Jahren neue, nachhaltige Rebsorten gezüchtet
werden. Sie verbinden den guten Geschmack mit der Resistenz und helfen so den
Winzerinnen und Winzern den Pflanzenschutz auf ein Minimum zu reduzieren.
Bereits vor etwa 150 Jahren wurden in Frankreich Rebsorten mit amerikanischen
Wildarten gekreuzt und in hohem Maße angebaut. Allerdings verschwanden sie bis
in die Mitte des 20. Jahrhunderts fast vollständig wieder. Heute ist
Deutschland führend in der Züchtung einer neuen Generation dieser robusten
Sorten. Die Züchtung einer neuen Rebsorte ist sehr langwierig und dauert von
der eigentlichen Kreuzung bis zur Zulassung etwa 20 Jahre. Inzwischen steht
nicht mehr nur die Pflanzengesundheit im Vordergrund, sondern auch vielfältige
andere weinbauliche Vorteile, wie etwa eine spätere Reife, die gezielt
selektioniert werden.
Die Reduzierung der Pflanzenschutzmaßnahmen um bis zu 80% hat viele Vorteile
für Mensch und Umwelt. Darüber hinaus können durch weniger Überfahrten im Weinberg
zusätzlich der CO2-Ausstoß und Bodenverdichtungen verringert werden. Für die
Weinerzeuger bedeutet das sowohl eine Kostenersparnis als auch ein Gewinn an
Zeit.
Als Konsumenten unterstützten wir eine nachhaltige und umweltschonende
Weinerzeugung. Gleichzeitig öffnen sich neue Wege, um den Herausforderungen des
stetig zunehmenden Klimawandels entgegen zu treten und zur Erhaltung von Steil-
und Terrassenlagen beizutragen. Außerdem eröffnet sich mit den neuen Sorten
eine breitere Genussvielfalt für Weinfreunde.
In Deutschland werden aktuell erst knapp 3 Prozent der angebauten Rebflächen
mit PiWis bepflanzt. Neben vielen ökologisch arbeitenden Weinerzeugern bauen
auch immer mehr konventionell wirtschaftende Weinbaubetriebe vermehrt diese
neuen Sorten an.
Höchstbewertete PiWis vom Weingut Abthof in Hahnheim
Im Weingut Abthof in Hahnheim (Rheinhessen) wird ein beachtlicher Anteil von über 20 Prozent der Weinberge mit den Rebsorten Souvignier Gris, Solaris und Muscaris (alles Weißweine) und Monarch (Rotwein) angebaut, alles Rebsorten mit den natürlichen Abwehrkräften. Das Winzergespann Herbert und Martin Koch sehen in diesen Rebsorten den zukunftsweisenden Weg und gewinnt mit den Weinen viele Preise. Vor wenigen Tagen wurden sie in der falstaff-PiWi-Trophy höchstbewertet.