18.03.24

Traditionsweinbau seit 1718

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Traditionsweinbau seit 1718

Das traditionsreiche Weingut Dr. Von Bassermann-Jordan wurde 1718 von Pierre Jordan gegründet und durch Andreas Jordan als Qualitätsweinbau weitergeführt und etabliert. Unter Qualitätsweinbau verstand man das Abwarten des richtigen Zeitpunkts bei der Weinlese bis zur Edelfäule, das sortenreine Verarbeiten im Keller, sowie das Bevorzugen von edlen Rebsorten. Innovativ und neugierig bauen sie auf diesen Grundpfeilern auf, probieren Neues und entwickeln sich ständig weiter.

Der aus einer Winzerfamilie in der französischen Savoyen-Region stammende Pierre Jordan (1693-1781) legte den Grundstein für das heutige Weingut, indem er die ersten Weinstöcke erstand. Der findige Geschäftsmann wusste seinen Besitz clever zu vermehren, indem er gleich zwei begüterte Witwen mit beträchtlichen Weinbergbesitzen der heutigen Pfalz ehelichte. Auch seine Söhne verheiratete er mit Töchtern aus wohlhabenden Familien, die einige der vorzüglichsten Reblagen in Forst, Deidesheim und Ruppertsberg mit in die Familie brachten.

Der erstgeborene Sohn Johann Peter Jordan (1753-1795) ließ sich mit der aus Forst stammenden Apollonia Reichhardt in Deidesheim nieder. 1783 erbauten sie das Jordan‘sche Weingut gegenüber des Ketschauer Hofs. 1789 folgte die Buhlsche Kellerei. Die französischen Revolutionskriege bereiteten dem Familienglück ein jähes Ende und führten sogar bis zur Flucht der Familie. Viel zu früh starben Johann Peter und Apollonia Jordan an Typhus, der von den Armeen verbreitet wurde.

Der damals erst 20-jährige Andreas Jordan (1775-1848) übernahm das schwer geschädigte Weingut seiner verstorbenen Eltern und sah sich schwindenden Vermögenswerten gegenüber. Während seiner Studienzeit an der Mainzer Universität lernte er im nahegelegenen Rheingau den Qualitätsweinbau kennen und setzte seine Vision im eigenen Weingut um. Er begann Weinberge sortenrein anzulegen, Lagen getrennt voneinander zu ernten und auszubauen und unter eigenem Namen in Flaschen zu füllen, anstelle von dem in der Pfalz bis dato üblichen Fassweinbaus. Durch seinen immer größer werdenden Erfahrungsschatz und dem ständigen Experimentieren neuer Verfahrensweisen begann er, den Weinbau zu revolutionieren. Er gilt damit als der erste Winzer im damals zu Frankreich gehörenden Gebiet der Pfalz, welcher die Herstellung von Qualitätswein konstituierte.

Vom freien Bodenmarkt der französischen Staatspolitik profitierend, begann Jordan das Weingut zu vergrößern. Zu den wichtigsten Erwerbungen gehörten beachtliche Teil des Gräflich Lehrbachschen Besitzes. Andreas Jordan war der erste, der für die Gewächse seiner Heimat Qualitätsweinpreise erzielte, so dass er seinerseits zu den höchstbesteuerten und bestverdienenden Bürgern des Kantons Dürkheim zählte. 1806 vermählte er sich, dem Vorbild seiner Väter folgend, mit der sehr vermögenden Josefine Stengel und sorgte auch für exzellente Partien für seine Töchter, natürlich mit namhaften Familien im Weingewerbe. Nach Ende der französischen Besatzung, erwarb Jordan 1816 gemeinsam mit seinem Bruder den Ketschauer Hof. Dieser ehemalige Adelssitz im Herzen Deidesheims galt bis 2006 als Mittelpunkt des Weinguts. Frau Margrit von Bassermann-Jordan bewohnte noch bis 2002 das wunderschöne Anwesen, welches heute ein Hotel beherbergt.

Die Weiterentwicklung des technologisch hoch revolutionierten Weinbaus blieb nicht lange unentdeckt. So wurde beispielsweise der Wieslocher Apotheker und Winzer Johann Philipp Bronner während seiner Studienreise durch die bedeutendsten Weinanbaugebiete des Deutschen Bunds auf das Weingut aufmerksam. Dieser hob, wie seinen späteren Notizen zu entnehmen, nicht nur die Besonderheit der Weinqualitäten hervor, sondern lobte auch den „hohen Grad der Intelligenz“. Zusätzlich erkannte er an, dass die angewandten Methoden das Potenzial innehätten, deutlich verbesserte Weine zu produzieren. Andreas Jordan weitete seinen Kundenstamm in den folgenden Jahren immer weiter aus. So lieferte er nicht nur nach Frankfurt, Darmstadt oder Gießen, sondern auch nach Augsburg, München, Nürnberg und Regensburg sowie nach Hamburg und Berlin.

Ein harter Schicksalsschlag innerhalb der Familiendynastie bildete der Tod des 73-jährigen Andreas Jordan. Ohne vorliegendes Testament erfolgte die Aufteilung seines Besitzes zu gleichen Teilen an seine drei Kinder. Das Inventar über diesen Teilungsakt gab erstmalig einen aufschlussreichen Einblick in das mobile und immobile Vermögen von Andreas Jordan. So wurden Staatspapiere, Aktienpakete, Weinberge, Wohnobjekte und Gerätschaften vererbt. Drei Weingüter gingen aus der Erbteilung hervor: Ludwig Andreas Jordan bildete aus seinem Erbe das Weingut Jordan mit einem Besitz von rund 15,5 Hektar. Josephine Jordans Ehemann Franz Peter Buhl gründete das Weingut Buhl. Als drittes Weingut entstand das Weingut Deinhard (heute von Winning), geführt von Andreas Jordans Tochter Auguste und ihrem Ehemann, dem Koblenzer Weinhändler Friedrich Deinhard. Bis heute manifestiert diese Jordan‘sche Teilung die Entstehung dreier exzellenter Weingüter.

Geführt durch den neuen Besitzer Ludwig Andreas Jordan (1811-1883) veränderte sich die betriebliche Organisation. So gelang es ihm, das Weingut durch den Erwerb zahlreicher Weinberge in Toplagen rund um Deidesheim, Forst, Ungstein und Bad Dürkheim auf circa 27 Hektar zu erweitern. Unverändert blieben jedoch die Ziele, Weine in höchster Qualität zu produzieren. Ludwig Andreas Jordan strebte danach, den Weinbau unter wissenschaftlichen Faktoren stetig zu verbessern. In enger Zusammenarbeit mit prominenten Gelehrten wie Justus von Liebig sollten die erlangten Erkenntnisse durch die Anwendung im Deidesheimer Musterweinbau weitere Verbreitung finden. 

Ludwig Andreas Jordan wusste seinen Wein durch Prämierungswettbewerbe und Gewerbeausstellungen auf nationaler und internationaler Ebene intelligent zu vermarkten. Durch die hohe Qualität seiner Weine, gewann er zahlreiche nationale Wettbewerbe. Auch auf internationaler Ebene konnte das Weingut überzeugen. Es folgten weitere Prämierungen in Wien, Paris, Philadelphia und Melbourne. Durch die positive Berichterstattung der Presse, erlangte das Weingut Jordan weltweit Bekanntheit. Neben der Teilnahme an Prämierungswettbewerben veranstaltete Ludwig Andreas Jordan als erster Winzer prominente Weinproben mit berühmten Gästen.

Jordans Schwiegersohn, der Mannheimer Kaufmann Emil Bassermann, übernahm in den 70er Jahren das Weingut. Er verhalf dem unrentablen, aber qualitativ hochwertigen Gewürz-Traminer-Anbaus an geeigneten Orten zu besonderem Renommee und erzielt damit auffallend hohe Maximalpreise. Durch die Familie Jordan zieht sich die Leidenschaft und das Interesse für die unterschiedlichsten wirtschaftlichen Gebiete wie ein roter Faden. Auch Emil konnte durch seine Umtriebigkeit und seine Expertise viel Anerkennung erringen und wurde mit Ordensauszeichnungen dekoriert.

Ludwig und Friedrich Bassermann-Jordan übernehmen 1899 nach dem Tod der Mutter gemeinsam und vergrößerten den Gesamt-Weinbergbesitz erheblich. Das gemeinsame Zusammenarbeiten war für beide „bestes Lebensglück“. 1914 bekleidete Ludwig, wie schon sein Großvater und Urgroßvater, das Amt des Ehrenbürgermeisters seiner Vaterstadt Deidesheim. Als deutscher Vertreter des Weinbaus, durch seine Sachkunde und großen Sprachkenntnisse erzielte er im In- und Ausland große Erfolge für dem deutschen Weinbau. So war er nicht nur auf den Weltausstellungen in St. Louis, Brüssel und Turin zugegen, sondern vertrat seine Weine und die deutsche Weinkultur in Wien, Madrid und Montpellier. Trotz ärztlicher Bedenken trat der alte Reserveoffizier in den 1. Weltkrieg ein und fiel 1914 im Elsass im Einsatz fürs Vaterland.

Nach dem Tod ihres Bruders Ludwig während des Ersten Weltkriegs, spendeten Ernst und Friedrich große Summen für Hilfsorganisationen und 400 000 Reichsmark an den bayerischen Staat. Daraufhin verlieh ihnen der bayerische König Ludwig III. als einer der letzten Familien in Bayern den erblichen Adelstitel. Den Titel Geheimrat erhielt Friedrich für seine Verdienste. Seitdem firmiert das Weingut unter dem Namen „Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan". Während sich Ernst einer akademischen Laufbahn widmete, lenkte Friedrich weiterhin das Familiengeschick und trat als Spezialist für Weinbaugeschichte besonders hervor. Die Einrichtung des ersten historischen Weinmuseums in Speyer geht unter anderem zum Teil auf ihn zurück. In Deutschland wurden ihm etliche Präsidentschaften verliehen und auch internationale Anerkennung war ihm durch seine Mitgliedschaft des internationalen Weinamts in Paris gewiss.

Als Friedrich von Bassermann-Jordan starb, führte sein Sohn Ludwig (1924-1995) das Weingut allein weiter. Ludwig prägte den Familienbetrieb, indem er sich auf den traditionellen Riesling-Anbau fokussierte und diesen perfektionierte. Unter seiner Führung konnte das Exportgeschäft des Weinguts weiter angekurbelt werden und die Familie manifestierte sich durch sein Engagement in unzähligen Vereinen der Umgebung als fixer Bestandteil der Pfalz. Er verstarb 1995 und vererbte das Gut an seine Witwe und ihre einzige Tochter.

Dr. Gabriele von Bassermann-Jordan war nach dem Tod ihres Vaters bis zur Veräußerung des Betriebes Haupteigentümerin des Weingutes. Während dieser Zeitspanne wurden erhebliche Investitionen in Weinbau und Kellertechnik getätigt. Diese haben maßgeblich dazu beigetragen, dem Betrieb wieder einen Platz in der Gruppe der internationalen Spitzenweingüter zu sichern.

Nach Ludwigs Tod übernahm seine Frau Margrit von Bassermann-Jordan die Führung des Weinguts. Sie verknüpfte die Qualitätsansprüche ihrer Vorgänger mit den zeitgenössischen Errungenschaften in Weinbau und Kellertechnik. Ihrem großen persönlichen Einsatz und ihrem visionären Blick verdankt das Unternehmen seine heutige herausgehobene Position auf dem Weinmarkt. Margrit von Bassermann-Jordan gilt noch heute als eine der wichtigsten weiblichen Persönlichkeiten in der Welt des Weins.

Die Familie von Bassermann-Jordan verkaufte das Weingut im Jahr 2002 an den Neustädter Werbeunternehmer Achim Niederberger, der den Betrieb in den folgenden Jahren umfassend modernisierte.

Mit dem Kauf des Weinguts Reichsrat von Buhl 2005 und des ehemaligen Deinhardschen Weingutes von Winning 2007 annullierte Achim Niederberger die bis dato vorherrschende Jordansche Teilung von 1848 und einte die getrennten Weingüter. Seit 2013 werden die Weingüter von Frau Jana Seeger und ihrem Ehemann Peter Hüftlein-Seeger weitergeführt. Die Vision, der Wille und das Ziel Weine im besonderen Maß der Qualität zu erzeugen, bleiben seit Anbeginn bis zur heutigen Zeit und auch in die Zukunft bestehend.

 


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